No politics. Einer meiner Grundsätze als Executive Coach. Deshalb ist auch dieser Post 100% „unpolitisch, überparteilich und unabhängig“. Versprochen. Nichtsdestotrotz liefert das Ergebnis der Bundestagswahlen und das Verhalten der Akteure viel zu schöne Analogien zur Führung bzw. Führungslosigkeit von Unternehmen, als dass man sie liegen lassen könnte. Daher „räume ich sie jetzt ab“, um im Politiksprech zu bleiben.
Die vier Learnings für alle Unternehmer und Manager:
- Vision statt Reaktion
- Den eigenen Nachfolger aufbauen
- Kompromisse sind Loose-Loose Lösungen
- Keine Geschlossenheit, keine Glaubwürdigkeit
Vision statt Reaktion
Organisationen brauchen mehr als kurzfristige Ziele. Sie brauchen eine Antwort auf die Frage: „Wohin?“, „Wo wollen wir in Zukunft sein? Und wer? Und Wofür?“. Ein lediglich pragmatisches „weiter so“ in Verbindung mit Selbstbezogenheit und Selbstgefälligkeit haben schon Nokia, Agfa und anderen Marktführern das Genick gebrochen. Nicht sofort, aber unausweichlich.
Den eigenen Nachfolger aufbauen
Nur A-Spieler haben die Größe, Menschen einzustellen, die genau so gut sind wie sie. Schon B-Spieler stellen lieber C-Spieler ein, damit ihnen niemand „gefährlich“ werden kann. Daraus entsteht mit der Zeit dann ein (bestenfalls) durchschnittliches Führungsteam. Und noch viel schlimmer: Es kommen keine neuen A-Spieler mehr an Bord (gehen lieber in die Wirtschaft).
Wenn dir Deine Organisation wirklich am Herzen liegt, sei ein A-Spieler oder noch besser ein A-Plus-Spieler. Denn die und nur die haben die Größe und Weitsicht, sogar ihren eigenen zukünftigen Chef einzustellen.
Kompromisse sind Loose-Loose Lösungen
Beim Kompromiss bekommt keine Seite das, was sie möchte. Beide verzichten und sind damit Verlierer. Warum sind dann Kompromisse so beliebt? Sie gehen schnell und vermeiden größerer Konflikte. Die letzten großen Koalitionen haben es gezeigt. Jeder Partner hat nur 60-80% von seinen Überzeugungen und Inhalten realisieren können, damit Profil verloren und Effektivität verschenkt.
Der Gegenentwurf dazu ist gerade zu beobachten. Bei den Sondierungen und Koalitionsgesprächen scheint jeder Partner eines seiner Kernziele zu 100% kompromisslos zugestanden zu bekommen. Die SPD z.B. ihre 12 Euro Mindestlohn (statt 10,70 oder ähnliches), die FDP 100% ihre Position zur Steuerpolitik und die Grünen 100% ihr Klimaziel. Und genau das ist der Unterschied zwischen einem (faulen) Kompromiss und einer echten Win-Win-Lösung, die nur durch intensive und vertrauensvolle Zusammenarbeit von Erwachsenen entstehen kann.
Keine Geschlossenheit, keine Glaubwürdigkeit
Menschen erwarten von ihren Führungskräften nicht unbedingt, dass alle ihre persönlichen Interessen und Meinungen vertreten werden. Sie sind bereit, davon abweichende Wege zu akzeptieren. Aber nur dann, wenn sie echte Kompetenzen hinter den Entscheidungen vermuten. Dieser Vertrauensvorschuss in Führung switcht aber sofort in Misstrauen, wenn der Eindruck entsteht, dass die Führung sich selbst nicht einig ist und mehr gegeneinander statt miteinander arbeitet. Deshalb ist Geschlossenheit nach außen ein kritischer Erfolgsfaktor für die Akzeptanz von Führungsteams. Analysiert man die Wahlen und die letzten Monate davor unter diesem Aspekt, entsteht sogar der Eindruck, dass Inhalte (wenn vorhanden) zwar King sind, Geschlossenheit aber King Kong.
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