Führungsbullshit 5/7: “Als Chef/in bin ich für alles verantwortlich”

Man hört sie immer wieder: Aussagen von Führungskräften, die aus einer anderen Zeit zu sein scheinen. Und mit denen sie sich bei ihren Mitarbeitern selbst disqualifizieren. Heute:

“Letztendlich bin ich als Chef/in für alles verantwortlich”

Ü. Verantwortlicher

Diese Haltung ist eine Garantie für den Weg ins Burnout, während das Team die Komfortzone ausbaut.

Der Teufelskreis der Überverantwortung

Mit einem sehr kleinen Team bei einer überschaubaren Aufgabenmenge und Komplexität ist dieser Glaubenssatz noch ohne große Folgeschäden auslebbar. Das meiste kann im Blick behalten werden, der Kontakt zum Team ist eng. Mittendrin statt nur dabei.

Wird die Führungsspanne jedoch breiter und tiefer, verlässt Du Deinen Flowbereich recht schnell und die bisher funktionierende Überzeugung wandelt sich zum massiven Problem. Denn je mehr Du Dich als Führungskraft persönlich für alles verantwortlich fühlst, desto mehr Zeit wirst Du für Kontrolle aufbringen müssen. Ein Indiz dafür sind die Anzahl der Mails Deiner Teammitglieder, auf denen Du Dich CC oder sogar BCC setzten lässt.

Irgendwann kommt unausweichlich der Zeitpunkt, zu dem Du selbst mit Überstunden und Wochenendarbeit die Menge an Informationen gar nicht mehr verarbeiten kannst. Deine Leistungsfähigkeit nimmt ab, Du wirst gestresst und reagierst nur noch statt zu agieren. Deiner eigentliche Aufgabe “Führung” kannst Du nur noch sehr begrenzt nachkommen. Dein Team wird unzufrieden, die Fluktuation steigt und Du musst Dich noch mehr operativ einbringen. Willkommen im Teufelskreis.

Verändere Deine Einstellung

Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, werden oft Selbst- und Zeitmanagement Seminare besucht. Das schadet zwar nicht, in diesem Fall ist es jedoch nur ein Mildern der Symptome. Die Ursache – der falsche Glaubenssatz – bliebt weiterhin bestehen. Um weiterzukommen und – noch wichtiger – gesund zu bleiben musst Du Dich von ihm verabschieden. Dabei hilft Dir vielleicht folgender Gedanke.

Je mehr Verantwortung Du auf Dich ziehst oder bei Dir behältst, umso weniger Verantwortung bleibt bei Deinem Team. Deine Mitarbeitenden bleiben dadurch eher passiv und reaktiv. Du kontrollierst ja eh alles nochmal, hast es ja CC. Mit diesem Verhalten werden Deine Mitarbeitenden zur Unselbständigkeit und “Verantwortungslosigkeit” regelrecht erzogen. Ein wunderbarer Zustand, den wir in unserer Kindheit alle genossen haben. Deshalb werden nur wenige Ausnahmetalente um mehr Verantwortung bitten. Der Rest ist Dir für Deine Elternrolle dankbar. Die Folge ist aber, dass Dein Team jeden Tag ein wenig schlechter wird und Du jeden Tag etwas gestresster. Ein zusätzliches Teammitglied macht es meist nicht wie erhofft besser, sondern schlimmer, da Du ja noch jemanden “führen” ist gleich kontrollieren musst.

Verantwortung muss dahin, wo sie hingehört

Für Dich persönlich und ein Dein Team gibt es nur einen Aus- und positiven Wachstumsweg. Die Verantwortung muss dahin, wo sie hingehört – nämlich zu demjenigen der die Aufgaben ausführt. Dazu solltest Du als Führungskraft aushalten, dass Deine Mitarbeitenden vielleicht andere Lösungswege gehen, mehrere Versuche brauchen und auch mal was schiefgeht. Du kannst aber auch Freude daran haben zu sehen, wie schnell sich Menschen dadurch entwickeln und dass es auch andere Wege als den eigenen gibt. Natürlich brauchst Du Teammitglieder, die auch dazu bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Wenn sie nicht bereit dazu sind, solltest Du Dir andere suchen.

Letztendlich bist Du vor allem für eins verantwortlich: Deine persönliche Gesundheit, Ausgeglichenheit und damit Leistungsfähigkeit.

Im Teil 6/10 der „Führungsbullshit-Reihe“ geht es um die Rolle von Fachwissen. 
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Führungsbullshit 4/7: “Jede(r) im Team muss immer alles wissen”

Man hört sie immer wieder: Aussagen von Führungskräften, die aus einer anderen Zeit zu sein scheinen. Und mit denen sie sich bei ihren Mitarbeitern selbst disqualifizieren. Heute:

“Jede(r) im Team muss immer alles wissen”

Z. Eitver-Schwender

Ich kann mich noch gut an die unzähligen “Teammeetings” erinnern – und wie ich gelitten habe. Egal ob als Junior, Direktor oder Geschäftsführer. Du kennst das bestimmt auch: Dein Chef/Deine Chefin versammelt ALLE Direktreports (oft auch zusätzlich im 2. Grad) und lässt jede(n) berichten, was so passiert. Das findet meist wöchentlich statt, manche Führungskräfte laden aber auch täglich dazu ein.

Ermüdendes Schaulaufen ohne Erkenntnisse

Dabei erzählt jeder recht oberflächlich, was bei seinen Kunden/Projekten so los ist (“Status”). Meist ist das nicht viel mehr als die Woche/den Tag zuvor. Die Information ist lediglich für den Chef mehr oder weniger bedeutsam, für allen anderen Teilnehmer ist es meist zu 99% irrelevant und ermüdend. Es werden sowieso nur Good News berichtet, an allen was nicht läuft, ist “man dran”. Lern- und Erkenntiseffekt daher: Nahe Null. Alle geben sich trotzdem Mühe, einen wachen und interessierten Eindruck zu machen.

Am Ende des Schaulaufens gibt es dann meist noch ein paar aufmunternde Worte von oben – wenn es schlecht läuft aber auch kollektive Kritik. Als Ergebnis hat man das Gefühl, dass es einem recht wenig gebracht hat. Nichts wurde wirklich entschieden und man auch nichts Wesentliches dazugelernt. Man verläßt das Meeting mit weniger Energie wie man es betreten hat.

Hinter der Aussage “Jeder im Team muss immer alles wissen” steckt in Wirklichkeit oft die Haltung: “Ich als Chef muss immer alles wissen”. Es ist also in Wirklichkeit kein Teammeeting, sondern oft ein Kontrollmeeting für die Führungskraft – anders kann diese immense Ressourcenverschwendung nicht gerechtfertigt werden.

70% Zeitersparnis möglich

Um es in Zahlen auszudrücken: Wenn 6 Mitarbeiter plus Führungskraft eine gute Stunde pro Woche in so einem Meeting verbringen, wird ein ganzer Mann/Frau-Tag dafür eingesetzt. Die Alternativlösung ist nicht nur deutlich effizienter, sondern auch produktiver und motivierender: Die Führungskraft spricht mit jedem Mitarbeiter 10 Minuten face-to-face pro Woche über seine/ihre Projekte. Hierfür sind dann insgesamt nur 120 Minuten statt 7 Stunden nötig (Chef 60 Minuten, 6 Mitarbeiter je 10 Minuten = 60 Minuten, gesamt 120 Minuten). Neben der 70%igen (!) Zeitersparnis können dann auch kritische Punkte und Schwächen/Potentiale ohne Publikum diskutiert werden und viel bessere und konkretere Entscheidungen getroffen werden.

Führungskraft als Redakteur

Natürlich braucht es Teammeetings, aber mit völlig anderer Zielsetzung und Inhalten. Nämlich um die Dinge zu kommunizieren und auszutauschen, die wirklich ALLE (oder zumindest die große Mehrheit) der Teammitglieder wissen müssen, um die Qualität der Zusammenarbeit kritisch zu reflektieren, um wichtige Erkenntnisse zu teilen, um Entscheidungen der Führungskraft zu kommunizieren und zu begründen oder um einfach nur mal zusammen zu sein und den Austausch und Zusammenhalt im Team zu stärken. Dafür sollte man sich sogar mehr Zeit nehmen.

Zur Aufgabe einer professionellen Führungskraft gehört also auch eine redaktionelle Tätigkeit, nämlich aus dem information overflow die relevanten Themen herauszufiltern, und den Kreis der Adressaten dementsprechend zusammenzustellen. Sicher ist es für den Chef leichter, immer alles an alle zu kommunizieren und die “Streuverluste” in Kauf zu nehmen, aber dafür braucht es eigentlich keine Führungskraft. Und: keine Information ist oft besser als irrelevante oder unklare Information.

Im Teil 5/10 des „Führungsbullshits“ geht es um die “Überverantwortung” von Führungskräften. Wenn Dir mein Blog gefällt, reposte doch den Beitrag und abonniere den Blog, dann wirst Du automatisch per Mail über neue Beiträge informiert.

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