Führungsbullshit 2/7: „Die Abwesenheit von Kritik ist schon Lob genug”

Man hört sie immer wieder: Aussagen von Führungskräften, die aus einer anderen Zeit zu sein scheinen. Und mit denen sie sich bei ihren Mitarbeitern selbst disqualifizieren. Heute:

“Die Abwesenheit von Kritik ist schon Lob genug”

S. Adist, Teamleiter/in

Manchen Führungskräften fällt es schwer, echte Wertschätzung, aufrichtige Anerkennung oder auch nur eine kleines positives Feedback zu geben. Andere sind sogar überzeugt, das sei ein ungeeignetes Führungsinstrument und arbeiten ganz bewusst nur mit Kritik.

Dabei ist positive Aufmerksamkeit das, wonach wir alle streben. Für manche ist sie sogar zur Droge geworden. Der Erfolg von Facebook & Co. beruht zu einem großen Teil darauf, ein Feedback- und Anerkennungsdealer zu sein. Den Komfort-Generationen Y und Z ist konstruktives Feedback im Job sogar wichtiger als Geld und Titel.

Anerkennung und Aufmerksamkeit sind “Kalorien für die Seele” – in der Psychologie nennt man sie “Strokes”. Dafür tun auch ältere Semester fast alles. Unsere berufliche Tätigkeit nutzen wir neben der Einkommenserzielung explizit für das Sammeln von Strokes. Auch dieser Blogbeitrag dient letztendlich dazu.

Erhalte ich die Strokes von meiner Führungskraft nicht in ausreichender Menge und Qualität, suche ich sie mir woanders. Aber auch mein Engagement wandert damit ab. “Stromberg-Chefs” sind also aus mehreren Gründen Dilettanten. Erstens: Ihr Team wird bestenfalls Dienst nach Vorschrift machen. Zweitens: Um die verständliche hohe Fluktuation im Team abzumildern, müssen sie öfter und tiefer in Tasche greifen – im Gegensatz dazu kostet Lob und Anerkennung nichts. Und Drittens: Irgendwann werden sie selbst Opfer ihrer eignen Ignoranz. Oft leider nur zu spät.

Warum verhalten sich Menschen so – und darüber hinaus: wie können sie überhaupt Führungsverantwortung bekommen? Der erste Teil der Frage ist vielschichtig. Oft sind es Menschen, die von ihren Eltern so erzogen wurden und nur Kritik (negative Strokes) verarbeiten können. Durch diese “Lobintoleranz” erkennen sie die Notwendigkeit von Anerkennung für andere nicht. Eine andere mögliche Erklärung ist die Konkurrenzangst dieser Führungskräfte. Sie sind unsicher und halten ihre Mitarbeitenden bewusst “klein”, damit sie ihnen nicht gefährlich werden können. Eigene Aufwertung durch Abwertung des anderen. Und eine Dritte: Sie haben Spaß daran ihre sadistische Neigung auch im Beruf auszuleben.

Wie diese Menschen Führungsverantwortung bekommen können? Letztendlich nur in einer Unternehmenskultur, die diese Grundhaltung zulässt. Und die gibt es trotz der New Work Welle immer noch öfter als man denkt. Letztlich ist sie mir wieder bei einer Versicherung (!) begegnet. Ich habe den “Stromberg-Auftrag” nicht angenommen.

Im Teil 3/7 der “Führungsbullshit-Reihe” geht es um die Frage der Gleichbehandlung der Mitarbeiter. Wenn Dir mein Blog gefällt, reposte doch den Beitrag und abonniere den Blog, dann wirst Du automatisch per Mail über neue Beiträge informiert.

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