Für viele Führungskräfte überraschend ist in diesen Tagen die Erkenntnis, dass Führung einsam machen kann. Ganz besonders spürt man das in herausfordernden Zeiten. Oft muss man das eigene Team schwächen und wird dadurch als Chef zumindest emotional ausgegrenzt. Auch die “obere” Gruppe Deiner Chefs fühlt sich auf einmal irgendwie kälter an. Loyalität weicht dem Kostendruck. Geborgenheit sucht man auch da vergeblich.
Für uns Menschen als soziale Wesen ist auch als Führungskraft Gruppenzugehörigkeit sehr wichtig. Wir brauchen die Kraft der Identifikation, des Austausches und des gegenseitigen Vertrauens für unser Selbstwertgefühl. Nur wer und wo ist eigentlich unsere Gruppe?
Grundsätzlich hast Du zwei Orientierungsmöglichkeiten: vertikal oder horizontal.
Instinktiv orientieren sich viele vertikal – nach oben zu ihrem Vorgesetzten oder nach unten zu ihrem Team. Da sind einfach die meisten Kontaktpunkte.
Wo das aufgrund schlechter Unternehmenskultur oder der Lage aktuell nicht befriedigend ist, bietet sich für manche noch eine horizontale Zugehörigkeits- und Identifikationsfläche an: der Kunde. Manager mit dieser Neigung übertreiben die Kundenorientierung manchmal und arbeiten sogar gegen die wirtschaftlichen Interessen des eigenen Arbeitgebers. Das Stockholm-Syndrom im Business. Kunden stehen natürlich immer im Mittelpunkt, sie sind und bleiben aber “nur” Kunden.
Aus den Augen und leider für viele damit aus dem Sinn ist eine vierte Möglichkeit. Eine horizontale Gruppe, die Dir gerade in harten Zeiten halt geben kann: deine wahren Kollegen, also Führungskräfte auf ähnlicher Ebene in parallelen Linien, im Unternehmen oder außerhalb. Sie sind meist in der gleichen Situation wie Du.
Mit einigen wirst Du im Wettbewerb um Ressourcen und/oder Karriere stehen, mit manchen hast oder hattest Du Konflikte, die noch nicht aufgelöst wurden. Aber ganz sicher gibt es Kollegen/innen (oder sagt man schon “Kollegende”? ) im Kreis der Führungskräfte, mit denen Du eine neutrales bis gutes Verhältnis hast. Das sollte grundsätzlich Deine eigentliche Peergroup und “Identitätswolke” sein. Nicht Dein Team, nicht Dein Chef und nicht Deine Kunden, sondern andere, von Dir unabhängige professionelle Führungskräfte!
Für diesen Kreis gibt es oft keine Gremien oder Foren – außer bei Trainings und Weiterbildung. Diese Gruppen funktionieren daher meist nur informal, aber dort und oft nur dort findest Du authentisches Feedback und emotionale Offenheit, die Dir Energie geben kann, Deine Rolle in schweren Zeiten zu reflektieren und professionell wahrzunehmen.
Wenn Du Einzelunternehmer bist oder in Deiner Organisation ganz alleine ganz oben stehst, baue Dir ein externes Netz von Sparringspartnern, Mentoren oder Coaches auf. Denn Herausforderungen, die Du vertrauensvoll teilen kannst, halbieren sich mit jedem Gespräch.
In einem der nächsten Blogs wird es darum gehen, wie Du unpopuläre Maßnahmen professionell kommunizierst. Wenn Dir mein Blog gefällt, reposte doch den Beitrag und abonniere den Blog, dann wirst Du automatisch per Mail über neue Beiträge informiert.
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